Süßwaren in der Geschichte
Zugegeben, auch in vergangenen Jahrhunderten haben die Menschen sicher gern genascht. Süßes, das in der Natur zu finden war, ernteten oder sammelten unsere Vorfahren sicher auch schon. Eine solche Auswahl an Leckereien, wie wir sie heute kennen, haben sich die Menschen früher allerdings noch nicht einmal vorstellen können. Der Kauf eines Honig-Bonbons ist heute auch ungleich gefahrloser, als der “Diebstahl” einiger Honigwaben aus dem von aggressiven Bienen bewachten Bienenstock.
Viele der Leckereien, die für uns heute so selbstverständlich sind, haben als Heil-und Stärkungsmittel angefangen und wurden von Heilkundigen oder von Apothekern zusammengemischt. Selten und teuer waren diese Produkte dann natürlich auch und damit nur den Reichen, Mächtigen und Begüterten vorbehalten. Zu diesen “Apothekerprodukten” gehörten im Mittelalter die Vorläufer des heute so beliebten Marzipan. Das war als Stärkungsmittel geschätzt. Auch für die Husten- oder Halsbonbons begann die Erfolgsgeschichte in den Mörsern der mittelalterlichen Heilkundigen und Apotheker. Obwohl, eigentlich sind Bonbons ja noch viel älter, denn um das Jahr 700 mischte man in Persien wohl erstmals Fruchtsäfte und Zucker und produzierte so eine Leckerei zum Lutschen. Man hatte eben erst herausgefunden, wie man aus Zuckerrohr Zucker gewinnt und setzte dieses Wissen nun ein, um die vermutlich erste Bonbonmasse der Welt zu produzieren.
In Deutschland war es Franz Stollwerck, der den Weg zu einer industriellen Herstellung der Bonbons ebnete. Er brachte aus Frankreich das Wissen um die Bonbonherstellung mit und fertigte ab 1841 “Stollwerk’sche Brustbonbons”. Weil damals Erkrankungen der Atemwege sehr verbreitet waren, wurden die ein großer Erfolg. Das gefiel den Apothekern nicht, die bisher solche Heilmittel hergestellt hatten. Die Auseinandersetzung landete vor Gericht, aber Stollwerck blieb hartnäckig. Er erreichte 1846 einen Ministerialerlass, der es Konditoren in Preußen künftig erlaubte Bonbons herzustellen und zu verkaufen.
Auch die Vorläufer heutiger Marzipan-Spezialitäten stammen, wie die Bonbons, ursprünglich aus dem Orient und fanden vermutlich im 14. Jahrhundert ihren Weg nach Europa, um genauer zu sein: an die europäischen Fürsten- und Königshöfe die gern im Luxus schwelgten. Man vergoldete die ohnehin schon wertvolle und rare Köstlichkeit sogar. Der Rat von Venedig verbot das Vergolden von Marzipan 1514. Selbst den hohen Herren war es wohl doch ein bisschen zu viel geworden.
Wer nicht hochwohlgeboren und adelig war, für den hielten Apotheker Marzipan als Stärkungsmittel und Aufbaukost bereit. Natürlich nur für die zahlungskräftigen Zeitgenossen.
Die übertrieben den Genuss der süßen Köstlichkeit auch in den nächsten Jahrhunderten manches mal. Schließlich kannte man so etwas wie Blutzuckerwerte oder BMI noch nicht. Da musste auch in Deutschland gelegentlich die Obrigkeit dem übertriebenen Schlemmen Einhalt gebieten. 1612 legte die Stadt Lübeck Ihren Einwohnern nahe: „bey Verlöbnissen, Hochzeiten, Kindbetten, Gevatterschaften (= Taufen), Begräbnissen … Nach der Mahlzeit soll kein Confect noch Marcepan, sondern nur Epffel, Birnen, Nüsse, Kuchen und dieser Lande Früchte auffgesetzt werden.“ Viel geändert hat sich seit diesen Zeiten scheinbar wohl nicht, wenn man heutige “Ernährungs-Päpste” so hört. Na ja, den Kuchen würden die wohl auch noch weglassen!
Das wars für heute, als kleiner Ein- oder Überblick über die Geschichte unserer heutigen Süßigkeiten. Wer sich für das Wochenende schon mal einige Leckereien bereitgelegt hat, möge es sich schmecken lassen.